Potsdam-Babelsberg: Hochrisikofußball mit Hitler-Grüßen und Spielunterbrechungen

2017.04.28 Babelsberg SVB vs FCE Brandenburg Derby (13)
Eine Dauerbegleitung während Spiels: „Hitler-Grüße“ von Cottbus Fans

Am Freitagabend kam es in Potsdam-Babelsberg anlässlich der Fußballregionalligabegegnung zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Energie Cottbus zu Auseinandersetzungen zwischen  den auch politisch konträren Fangruppen. Es kam zu Hitler-Grüßen, Böllerwürfen und einem Platzsturm. Zweimal musste das Hochrisikospiel aufgrund von Fanausschreitungen vom Schiedsrichter unterbrochen werden. Beide mal stand das so genannte Brandenburg-Derby kurz vor dem endgültigen Spielabbruch.

Aggressive Vorboten im Hinspiel

Bereits im Hinspiel im November 2016 in Cottbus kam es im Rahmen der Begegnung zu erheblichen Provokationen sowie sowohl zu Schlagabtäuschen zwischen den rechtsorientierten Heim- und den linksorientierten Gästefans als auch zwischen rechten, heimischen Fans und der Polizei. Damals wurde der Babelsberger Fanblock bereits am Bahnhof mit antisemitischen Schmierereien Empfangen. An einer Brücke, kurz vor dem Stadion, griffen offensichtlich Cottbus-Anhänger die Gästefans mit Feuerwerkskörpern an, letztere revanchierten sich dafür mit Flaschenwürfen. Im Stadion blieb es dafür, bis auf die üblen Gesänge und vulgären Provokationen seitens der Heimfans, weitgehend friedlich. Erst nach dem Spiel soll wiederum aus den Reihen der heimischen Fans aus Cottbus die körperliche Auseinandersetzung mit den Gästen aus Babelsberg gesucht worden sein. Ein massives Polizeiaufgebot verhinderte dies jedoch offenbar. Daraufhin soll es zu Scharmützeln zwischen Fangruppen aus Cottbus und den Sicherheitskräften gekommen sein.

Hass-Derby eskaliert

2017.04.28 Babelsberg SVB vs FCE Brandenburg Derby (29)
Vermummte Fans des FC Energie Cottbus lieferten sich vor der Babelsberger Nordkurve handgreifliche Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften

Auch aufgrund der Ereignisse im Hinspiel wurde die brisante Begegnung am Freitagabend als Hochrisikospiel eingestuft. Doch trotz der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen konnte die Eskalation im Brandenburger Hass-Derby, insbesondere im Stadion, nicht verhindert werden.

Bereits lange vor Anpfiff kam es aus den Reihen der Gästefans, die sich auch durch Sympathisierende der rechtsorientierten Fanszene des sächsischen Chemnitzer FC verstärkt hatten,  immer wieder zum Zeigen des „Deutschen Grußes“ (umgangsprachlich: „Hitler-Gruß“), welches sich auch während des Spieles konsequent und ohne Konsequenzen fortsetzte. Außerdem folgten Parolen wie „Asylanten“ und „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“. „Nazischweine“ und „Alerta Antifascista“ schallte es daraufhin aus Richtung der Heimfans.

Kurz vor Spielanpfiff zündeten die Babelsberger Ultras dann im Heimblock Nebeltöpfe und Bengalfackeln. Allerdings nicht in Richtung Gästefans, sondern offensichtlich als Mannschaftssupport. Dennoch ein Verstoß gegen die Stadionverordnung, die nach dem entsprechenden Hinweis des Stadionsprechers auch endete.

Wenige Minuten später suchten dann die Gästefans, die sich inzwischen massiv vermummt hatten, wieder die Auseinandersetzung. Nach einer Banneraktion gegen Babelsberg, bei dem zwei Tücher mit der Aufschrift „H8 03“ (Kurzform für „Hate 03“) gezeigt wurden, zündeten auch die Cottbusser Pyrotechnik, beschränkten dies allerdings nicht auf ihren Block, sondern schossen auch gezielt Feuerwerkskörper in Richtung Spielfeld und den heimischen Nulldreiern. Außerdem erklommen mehrere Gästefans die Spielfeldbegrenzungszäune, stürmten in Richtung Babelsberger Nordkurve und lieferten sich eine handgreifliche Auseinandersetzung mit Ordnern und Polizei. Nach dem daraufhin auch einige Fans des SV Babelsberg den Rasen erstürmt hatten, kam es zu einem größeren Polizeieinsatz sowie zu einer ersten Spielunterbrechung.

Nach ungefähr zehn Minuten wurde die Partie jedoch wieder angepfiffen und blieb bis zur Halbzeitpause weitgehend störungsfrei. Zur regulären Spielunterbrechung nach 45 Minuten führte die Mannschaft des FC Energie Cottbus übrigens mit einem Tor.

2017.04.28 Babelsberg SVB vs FCE Brandenburg Derby (53)
Um weitere Platzstürme zu verhindern, setzte die Polizei auch massiv Pfefferspray gegen die Fans des FC Energie Cottbus ein

Kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit begann die Konfrontation dann erneut. Nachdem eine Spruchbandaktion der Gästefans sowie der wiederholte Einsatz von Rauchtöpfen und Bengalfackeln beider Fanlager noch weitgehend harmlos blieben, schossen die Sympathisierenden des FC Energie abermals mit Feuerwerkskörpern auf den Heimblock und das Spielfeld. Wieder versuchten die Fans aus der Lausitz das Spielfeld zu stürmen, wurden aber schon beim Versuch den Begrenzungszaun zu überwinden seitens der Polizei mit Pfefferspray gestoppt. Abermals musste das Spiel für einige Zeit vom Schiedsrichter unterbrochen werden. Erst jetzt beruhigte sich die Lage in den Rängen, insbesondere im Gästeblock, merklich.

Nach dem Wiederanpfiff rückte dann das Fußballspiel ansich wieder in den Mittelpunkt des Spieltages. Und da legte jetzt eindeutig Babelsberg vor. In der 75. Minute glichen die Nulldreier zunächst aus, bevor sie in der 90. Minute mit einem weiteren Tor den Derby-Sieg holten. Die schmachvolle Niederlage im Hinspiel in Cottbus war damit zumindest spielerisch vergessen.

Fotos vom Derby (79) bei Flickr:

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